„Dritter Tag: Um 5 Uhr in den Morgen hinausgesteuert. Formlose Muster bis zum Horizont und weiter. Mit der aufsteigenden Sonne verblasst das Land, der Vollmond hält weiter seinen Platz. Das Meer weitet sich, bis es alles um uns herum ausfüllt.
Kurz vor Mittag kleine wurmartige Kleckse im Wasser. Elle fischt einige heraus und schüttet sie in die Glaskanne, die wir für den Tee benutzen. Wenn man genau hinschaut, lässt sich ein Netzmuster erkennen, filigrane Strukturen aus Zelllinien. Nimmt man sie aus dem Glas, werden sie durchsichtig, geleeartig. Phytoplankton, einmal erkannt und benannt, taucht er überall auf. Immer öfter treffen wir auch auf SALP, kleine Stränge und lange, aufgerollte Spulen. Mikey taucht nach ihnen, holt sie hoch und füllt den weißen Plastikeimer mit diesem Organismus, der aus vielen besteht.
Fahrtwind. Dann Halt. Zwei Mondfische, neben dem Boot, neugierig, verspielt. Als die Kinder hineinspringen, ziehen sie sich zurück. Nur Elsa ist forscher, erreicht sie. Später beschreibt sie, wie dieses große Auge sie ansah und dass in diesem Moment etwas geschah. Eine Art von Verbindung. Ein Moment im Auge des Fisches. Ein Moment in der Gegenwart des Anderen.“ (Wellentagebuch Vaka, Michaela Vieser)
Das Verständnis von Natur beginnt mit dem eigenen Verstehen. Sinnlich, körperlich und sprachlich werden die Schüler*innen dieses Segel-Turns von der preisgekrönten Nature Writing Autorin Michaela Vieser an die Textform Nature Writing herangeführt. Dank prägnanter Textbeispiele und spontaner Schreibübungen lernen wir gemeinsam die Kunst des Beobachtens und Wiedergebens von Naturerfahrungen. Wir segeln von der Stille der Deep Time in die tosende Ökologie des Anthropozäns. Was fühlt ein Wal beim Schwimmen? Welches Wissen trägt eine Welle mit sich?
Lebendige Sprache, poetische Kreativität in der Betrachtung werden in diesem Kurs in Bezug auf Wasser, Algen, Wale, Wellen, Vögel, Muscheln, Landschaften zusammen mit einer ökologischen Achtsamkeit vermittelt.